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Nikki vom See » Activity »

  • Lillie♥ vom See veröffentlichte einen Beitrag in der Gruppe “Lillies Wandergeschichten1. February 2016 14:32

    Dann gibt es wieder einen Rundweg um die Landschaft. Bis zum 2. Februar, dem Ende der Weihnachtszeit, wird die Krippe stehen, danach verschwinden Figuren und Gebäude wieder in der Sakristei, hinter der Orgelbühne und auf dem Dachboden.
    Sichtbare Neuzugänge verzeichnet die Krippenlandschaft in diesem Jahr nicht ( aus einem Zeitungsbericht)

    Kann Katz in einem Regal voller Katzen einsam ein?
    Ich dachte immer: Nein.
    Ich stellte fest, dass ich mich auch einmal verdenken kann, was mir ja nun als Katze nicht zu verdenken wäre.
    Immer wenn ich an dem leicht verstaubten Regal vorbei huschte, hörte ich zwei leise Stimmen tuscheln.
    Zuerst machte ich mir keine Gedanken, weil Regalkatzen im Grunde genommen nicht tuscheln können.
    Eines Besseren wurde ich belehrt, als zwei klitzekleine Koffer vor der Türe standen und zwei klitzekleine Katzen links und rechts daneben.
    Die eine rot und die andere Kuhkatzig, so wie ich.
    Die Koffer waren noch jungfräulich braun, ohne Kratzer und ohne Weltenbummler Aufkleber.
    Das gab mir zu denken und mit einem Schwupps steckte ich die Beiden in meinen Rucksack und lief einfach immer gerade aus.
    Die Allee herauf, wo die Blätterlosen Bäume sich verhungert im Winterwind bogen.
    Links und rechts an der Straße geschaut und drüberweg gerannt.
    Es war kalt und aus meinem Rucksack kam kein Mucks, nur ein gespanntes Schweigen brach die Stille der Natur.
    Der Rückenwind ließ mich fast fliegen und ich kam gut voran.
    Aus dem Augenwinkel sah ich den Möhneseeturm, der wie ein Haufen Mikado Stäbe aus dem Wald guckte.
    Langsam wurden meine Pfoten lahm und ich musste an Joey Kelly denken, der viel kuhler war im Durchhalten, als ich es je sein könnte.
    Aber am Rande bemerkt, war er ja ein Mensch und ich eine Katze.
    Oben auf dem Haarstrang war es wie immer windig und die Weihnachtsbaumfelder hatten sich sehr gelichtet.
    Weihnachten! Das war die Idee.
    Schnell lief ich noch einen Pfotenschritt schneller, angetrieben von meiner genialen Idee.
    Meine Heimatswurzeln sind echt westfälisch.
    Schneller flitzte ich die Feldwege hinunter und bald hatte ich die Stadttore hinter mich gelassen.
    Der Dom stand prunkvoll auf dem Platz und hatte sich nicht einen Millimeter bewegt.
    Gut so, dachte ich hechelnd und stürmte durch das Portal ins Innere.
    Kaum ein Betender würdigte mich seines Blickes, tief in Irgendwas versunken.
    Leise schlich ich mich bis ganz hinten und dann sah ich sie:
    Eine der wundervollsten Krippen, die ich je gesehen habe.
    Es ist eher die Schönste, die ich je sah.
    Auf sechzig Quadratmetern spielt sich die gesamte Weihnachtszeit ab. Auf westfälisch natürlich.
    Ob nun der Elefant, der die drei Könige ab dem sechsten Januar begleitet, aus Westfalen kommt, ich wollte ihn nicht fragen. Er stand so versunken vor der Scheune, wo seine Könige dem Jesuskind ihre Aufwartung machten.
    Der Ochse guckte etwas dusselig und die Bäuerin, die die Unterbuxen auf die Leine hing, hielt inne.
    Ich guckte links-Ich guckte rechts und schnell kletterte ich auf die Krippenlandschaft und ließ Bruno und Lillie in die kleine Freiheit.
    Sie versteckten sich hinter einem Holzstapel, um von dort aus die Gegend zu erkunden.
    Ein kleiner Igel schaute ihnen langsam hinterher und kugelte sich vor Schreck ein.
    Der Bauer blickte mich ungläubig an und ich verschwand so schnell, wie ich erschienen war.
    Noch auf dem Nachhauseweg hatte ich ihr Flüstern im Ohr.
    Lächelnd spazierte ich wieder heimwärts.
    Lillie und Bruno waren angekommen. Sie fühlten sich wohl und wenn das Jesuskind einmal nicht achtgibt, werden die zwei sich eingemummelt in seiner Krippe wiederfinden.