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Benjamin » Activity »

  • Benjamin veröffentlichte einen Beitrag in der Gruppe “Der miauende Reporter.22. October 2013 11:28

    Schaut mal was meine Mama mir gerade vorgelesen hat. Ich musste so weinen. Aber sie hat mir versprochen so etwas nie zu tun, und ich glaube ihr, denn ich vertraue ihr!

    Wie konntest Du nur…?

    Eine Geschichte von Jim Willis

    Als ich noch ein Kätzchen war, unterhielt ich Dich mit meinem Herumtollen und brachte Dich zum Lachen. Du nanntest mich „dein Baby“, und, obwohl ich einiges kaputt machte, wurde ich deine beste Freundin. Wann immer ich etwas „anstellte“, hobst du mahnend den Zeigefinger und sagtest „Wie konntest Du nur!?“, aber schon einen Augenblick später warst du wieder so zärtlich und hast mich eng an dich gedrückt.

    Als du im Studium so viel lernen musstest, hattest du natürlich wenig Zeit für mich, aber ich verstand das immer und spielte mit meinen Bällchen. Ich erinnere mich an all die Momente, in denen ich mich in Deinem Bett ganz eng an Dich schmiegte und das Leben vollkommen schien. Du tolltest dann auch wieder mit mir herum und wir genossen die Sonne gemeinsam auf dem Balkon. Und von Deinem Frühstück gab es für mich immer was vom Schinken, „aber nicht zu viel, das ist ungesund!“ Und ich schlief solange, bis du von der Arbeit nach Hause kamst. Nach und nach verbrachtest du immer mehr Zeit bei der Arbeit als mit mir, um „Karriere“ zu machen. Dann warst du so viel weg, um einen Menschenpartner kennen zu lernen. Ich wartete immer geduldig auf dich, tröstete dich bei jedem Liebeskummer, tapste mit meinen Pfoten deine Tränen von deinen Wangen und freute mich, als du endlich „deinen“ Partner fandest. Zwar keinen Katzenfreund, aber ich respektierte deine Wahl. Ich war glücklich, weil du glücklich warst! Dann kamen nacheinander deine Kinder zur Welt. Ich teilte die Aufregung mit dir. Ich war von den süßen Kinderchen begeistert, so dass ich sie bemuttern wollte. Aber du und dein Partner dachten nur daran, dass ich ihnen schaden, sie gar verletzen könne. Deshalb wurde ich auch noch aus dem großen schönen Zimmer ausgesperrt.

    In dein Bett durfte ich schon lange nicht mehr. Ich liebte die Kinder und wurde „Gefangener der Liebe“. Sie fingen an zu wachsen und ich wurde ihre Freundin. Sie zerrten an meinen Ohren, meinem Fell, meinem Schwanz, hielten sich auf wackligen Beinchen beim Laufen lernen an mir fest. Sie erforschten meine empfindliche Nase mit unbeholfenen Fingerchen und ich hielt bereitwillig still. Ich liebte alles an den Kindern, besonders ihre Berührungen, weil deine so selten wurden. Ich war bereit, die Kinder notfalls mit meinem Leben zu verteidigen. Ich war bereit, in ihre Betten zu schlüpfen, um ihre Sorgen und Träume anzuhören. Und zusammen mit ihnen erwartungsvoll auf das Motorengeräusch deines Autos zu hören, wenn du in die Einfahrt einbogst. Wenn man dich vor einiger Zeit fragte, ob du ein Haustier hättest, zogst du aus deiner Tasche ein Foto von mir und erzähltest so liebvoll über mich. Die letzten Jahre gabst du nur noch ein knappes „ja“ von dir und wechseltest das Thema. Ich war früher „deine Samtpfote“ und bin heute nur noch eine Katze.

    Dann hattet ihr eine neue Karrieregelegenheit in einer anderen Stadt. Du und dein Partner fanden eine Wohnung, in der Haustiere nicht erlaubt waren. Ein Mann hat euch das extra noch gesagt, aber ihr habt ohne zu zögern unterschrieben. Beide. Du hattest für dich und deine Familie eine Entscheidung zu finden, die aus deiner Sicht bestimmt richtig war. Obwohl einmal ich deine Familie war. Die Autofahrt machte Spaß, weil auch die Kinder mitfuhren. Als ich merkte wo wir dann angekommen waren, war der Spaß zu Ende.

    Es roch nach Hunden und nach meinen Artgenossen, nach Angst und nach Desinfektionsmittel, nach Hoffnungslosigkeit. Du fülltest Papiere aus und sagtest, dass du wüsstest, dass man sicher einen guten Platz für mich findet. Die beiden Damen hinter dem Schreibtisch zuckten mit den Achseln und fanden dich merkwürdig. Sie verstanden die Wirklichkeit, der eine Katze mit über 15 gegen überstand. Du hattest die Finger deiner jüngsten Tochter aus meinem Fell lösen müssen, während sie schrie „Nein, nein! Nehmt mir meine liebe Katze nicht weg!“ Ich wunderte mich noch wie du ihr ausgerechnet in diesem Moment etwas von Freundschaft, Verantwortung und Loyalität vermitteln wolltest.

    Zum Abschied tipptest du leicht auf meinen Kopf, hast dabei tunlichst vermieden, mir in die Augen zu sehen und lehntest höflich ab, meine offen daneben stehende Transportbox wieder mitzunehmen. Du hattest einen wichtigen Termin einzuhalten, nun habe ich auch einen. Nachdem du weg warst, sagte eine der netten Damen, du hättest mit Sicherheit schon lange vom Umzug gewusst und somit wäre Zeit gewesen, einen „guten Platz“ für mich zu finden. Sie schüttelten bedrückt den Kopf und fragten leise: „Wie konntest du nur?“

    Die Damen widmeten sich uns, wann immer es ihre Zeit zuließ. Wir bekamen gute und reichliche Mahlzeiten, aber ich verlor meinen Appetit schon vor

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    • Benjamin

      hier der zweite Teil (man darf nur eine Begrenze anzahl an Worten) :

      Die Damen widmeten sich uns, wann immer es ihre Zeit zuließ. Wir bekamen gute und reichliche Mahlzeiten, aber ich verlor meinen Appetit schon vor vielen Tagen. Anfangs hoffte ich noch darauf, dass du eines Tages zurückkommst und mich hier rausholst, wünschte mir, dass all das nur ein schlimmer Traum war und ich eines Tages aufwache… bei dir zu Hause… Aber du kamst nie. Und immer, wenn jemand an „meinem“ Vermittlungszimmer vorbei ging, presste ich bittend meine Pfote durch jeden möglichen Spalt. Gab es niemanden, der mich mochte? Niemanden, dem ich all meine Liebe und Dankbarkeit und zärtliche Treue schenken durfte? Die Wahrheit war, dass ich es mit keinem der kleinen knuddeligen Katzenkinder aufnehmen konnte. Unbeachtet, von allen übersehen und vergessen, zog ich mich in eine Ecke zurück, stand nicht mehr auf.

      Eines Tages, am Nachmittag, hörte ich Schritte. Man hob mich auf, trug mich über einen Korridor, der in einen Raum mündete. Es war ein seliger, ruhiger Raum. Die Frau stand am Tisch, streichelte behutsam über meinen Kopf und erklärte mir, dass ich mich nicht sorgen sollte. Mein Herz schlug voller Erwartung auf das, was nun kommen sollte. Gleichzeitig hatte ich ein Gefühl des Loslösens. Mir, der Gefangenen der Liebe, gingen die Tage aus. Ich war mehr um die Frau besorgt als um mich. Ich erkannte, dass sie an einer Last tragen müsse, die Tonnen wog. Sie band leicht etwas um meine Vorderpfote, während eine Träne ihre Wange hinunter lief. Sie schob meinen Kopf in ihre Hand, so wie ich es immer bei dir getan hatte, um dir meine Liebe zu zeigen. Ich spürte einen leichten Einstich und eine kühle Flüssigkeit, die in mich hinein floss. Ich streckte mich schläfrig aus, schaute dabei in die freundlichen Augen der Frau und ich sagte: „Wie konntest du nur?“. Möglicherweise verstand sie mein leises Miauen, denn sie sagte: „Es tut mir Leid!“ Sie umarmte mich hastig und erklärte, dass es ihr Job sei, mir einen besseren Platz zu geben, an dem ich nicht missbraucht, ignoriert und verlassen sein würde. Einen Platz, an dem ich mich nicht verkriechen müsse, einen Platz der Liebe und des Lichts, der so anders sei als auf Erden.

      Mit meinem letzten Funken Energie öffnete ich weit meine Augen und sah sie unverwandt an, versuchte ihr so zu sagen, dass mein „Wie konntest du nur?“ nicht an sie gerichtet war. Ich dachte an dich, du mein geliebter Mensch. Und ich werde immer an dich denken und auf dich warten. Mein letzter Atemzug ist mein Wunsch, dass dir in deinem Leben immer diese Loyalität entgegengebracht wird, die mir verweigert worden war…

      vor 11 Jahren, 8 Monaten
      • Kira

        Da bricht einem unterm lesen das herz. :-( Mein Frauchen hat mich gleich ganz fest gedrückt und versprochen das sie sowas nie machen wird

        vor 11 Jahren, 8 Monaten
        • Benjamin

          Ja meine ist auch immer ganz fertig wenn sie sowas liest und nimmt dann jeden einzelnen von uns hoch und drückt uns ganz dolle. Sowas könnte sie nie!

          vor 11 Jahren, 8 Monaten
    • † Plinius

      danke für die vorwarnung, klingt total traurig, sollten wir hier besser nicht lesen....

      vor 11 Jahren, 8 Monaten
    • Lilly

      Echt traurig , da muss ich gleich weinen.. Miau

      vor 11 Jahren, 8 Monaten
    • † Paula

      Oh mann, was für eine unsagbar traurige Geschichte ist das denn. Leider wohl kein Einzelfall. Meine Mama sitzt jetzt hier und ihr geht das sowas von nahe. Sie könnte sowas niemals, niemals übers Herz bringen. Und auch eure Menschen würden das mit Sicherheit nicht machen, da bin ich mir ganz sicher. Ich weiß, dass es in einem Tierheim niemals schön sein kann und ich hatte soviel Glück, dort ganz schnell wieder raus zu kommen. Als älteres Tier ist das aber wohl nicht so leicht. Umso schlimmer, so ein Tier abzuschieben, das euch Menschen fast ein ganzes Leben begleitet hat. Miau, ich bi froh, dass uns hier in der Runde so ein Schicksal erspart bleiben wird.

      vor 11 Jahren, 8 Monaten
    • † Paula

      Miau, guten Morgen. Muss mich gleich nochmal melden. Dieser Beitrag hier hat meiner Mami sooo zugesetzt, sie muss immer wieder dran denken. Dabei ist es ja nur eine Geschichte und wir kennen die Katze nicht... Aber trotzdem tut es ihr so sehr leid. Ist aber auch wirklich heftig...
      Dabei muss ich an eine Geschichte denken, die meine Mami immer mal erzählt. Lange vor meiner Zeit gab es nämlich in der Verwandschaft meiner Eltern jemanden, der aus Alters- und Krankheitsgründen seine Katze nicht mehr behalten konnte. Für 'ne Weile war die dann auch im Tierheim, aber selbst dort wollte man sie nicht aufnehmen, weil sie auch schon 15 Jahre alt war und somit kaum vermittelbar. Sie musste dann von dort abgeholt werden, aber was sollte man tun... Es war dann geplant, dass so'n Dorftierarzt einfach so dieser Katze 'ne Spritze gibt und sie einschlafen lässt :(. Zum Glück hat das mein Papa nicht über's Herz gebracht und meine Mama hat dann gemeint, sie würde sie schon aufnehmen. Das ist dann auch so passiert. Leider hat der "Asylant" dann nur noch ein Jahr bei meinen Eltern verbringen dürfen, er war dann sehr schwer nierenkrank. Aber er hatte noch ein wundervolles Katzenjahr....

      vor 11 Jahren, 8 Monaten
      • Billy

        Ja meiner Mama gehen solche Geschichten auch immer ganz schönnah. Auch wenn das nur eine Geschichte War', aber leider ist sowas ja Realität. Und sie muss da auch noch Tage später dran denken:-(
        Aber schön was ihr für die alte Katze getan habt. Absolutes Pfote drauf!

        vor 11 Jahren, 8 Monaten
        • † Rudi von Raerfeld - The Schnurrkator

          Na toll, Dosi heult und ich muß wieder meinen Pelz hin halten. Dann ist der gleich wieder nass. Mir ist es auch so ergangen. Von heut auf morgen im Tierheim gelandet. Zum Glück war ich nur 1 Woche an diesem schrecklichen Ort.

          vor 11 Jahren, 8 Monaten
          • † Paula

            Miau rudi, ja wir wissen wohl beide, wie das so ist und wir haben glücklicherweise ein neues Zuhause gefunden...Ich wurde auch abgeschoben, weil ich zuviel wurde... War auch nur eine Woche im Tierheim, dann haben meine neuen Eltern mich entdeckt und nach Hause geholt. Ein absoluter Glücksfall für mich. Hier geh ich nicht mehr weg...

            vor 11 Jahren, 8 Monaten
            • Smokey Joe - The Smokeynator aka Cool Cat on tour

              Wenn wir nur immer entscheiden könnten ob wir gehen oder bleiben wollen.....

              vor 11 Jahren, 8 Monaten
              • † Paula

                Miau Smokey Joe, genau, ja uns fragt da leider meist niemand. Aber bei mir stellt sich diese Frage ganz bestimmt nicht, mich will man auch gar nicht loswerden. Schlimm nur für all unsere maunzenden Verwandten, denen es nicht so gut geht und die ein solch ähnliches Schicksal haben/hatten, wie in der Geschichte...

                vor 11 Jahren, 8 Monaten