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Clyde der kleine Kirchenkater in gedenken an Oliver » Activity »

  • Kirchenkater Oliver veröffentlichte einen Beitrag in der Gruppe “Kräuterhexenküche21. March 2023 13:39

    Teil 1: Das Veilchen
    „ Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein. Und nicht wie dir stolze Rose, die immer bewundert will sein.“

    Dem Veilchen wurde schon immer viel angedichtet. In der Antike glaubte man, dass das Veilchen auf Gräbern von Jungfrauen wächst, weshalb es im Christentum der Jungfrau Maria geweiht wurde. Als Symbol der Trauer und des Leides stand es tatsächlich schon immer weit im Schatten der Liebesblume Rose. Holen wir dieses Geschenk von Venus, Saturn und Neptun also einmal aus den neptunischen Dunst heraus.
    Sigmund Freud hat im Veilchen ganz andere Dinge gesehen, Ihm war klar, dass das „Blauröschen“ nur „vorgeblich ganz sexuell“ sei. Der englische Name „violet“, ähnelt den Verb „to violata“ was „vergewaltigen“ heißt und auch in Frankreich bedeutet „viol“ „Vergewaltigung“, dachte sich der Seelentherapeut Freud. Frauen die also vom Veilchen träumen, haben Angst vor Missbrauch – oder sie wünschen ihn sich gar, so sein wohl ebenfalls etwas neptunisch geprägter Schluss. Die Hindu – Mythologie allerdings scheint Herr Freud teilweise zu bestätigen. Hier gild der „Marienstängel“ als das phallische Symbol von Gott Shiva. Auch dem Abendland war die „Jungfraublüte“ als Fruchtbarkeitspflanze der Antike bekannt. Als Kaiser Napoleon nach Elba verbannt wurde, sagten ihm seine Getreuen voraus, er dürfe im März nach Frankreich zurückkehren und ernannten als Zeichen die „Märzblume“ zu ihrem Emblem. Tatsächlich kehrte der Kaiser am 1. März in seine Heimat zurück, jedoch nur für hundert Tage. Als er starb, fand man um seinen Hals eine Kette mit einer goldenen Kugel, in der zwei getrocknete Veilchen eingeschlossen waren. Es wurde erzählt, Napoleon hätte diese nach der Schlacht von Waterloo vom Grab seiner Frau Josephine gepflückt. Ob die Geschichte stimmt, bleibt Neptuns Nebel, und man kann sicherlich nicht auf ein unerfülltes Sexualleben zwischen Napoleon und Josephine schließen, nur weil das Veilchen auf den Gräbern von Jungfrauen wächst. Hören wir also lieber einmal den Pflanzengeist zu, der aus dem Veilchen spricht.

    Selbst wenn sich das „Viönli“ noch so gut verstecken mag, sein lieblicher Duft führt uns geradewegs zu ihm hin.
    Die Schwester des Stiefmütterchens wächst in Laubwäldern und am Wegesrand, wenn sie aus den Gärten entflieht. Ein wenig verwöhnt ist das „Valalaa“ schon. Das Veilchen liebt nährstoffreichen Boden und braucht viel Wärme und gleichzeitig Feuchtigkeit. Das Element Wasser und der Bezug zu Gefühlen zeigen sich durch seinen Wachstumsort. Auf der anderen Seite ist das „Osterveigerl“ aber eines der ersten, das, kaum dass die Strahlen der Sonne im Frühjahr wieder etwas wärmer sind, seinen venusischen Duft verströmt. Durch die Anwesenheit der Venus verspricht uns der Pflanzengeist gute Laune, ein starkes Ich und ruhige Nerven. Das Veilchen vermittelt Erotik und Harmonie und nimmt Angst und Unsicherheit von der Seele. Die Kraft, mit der das „Blauröschen“ selbst Eis und Schnee trotzen kann, hat es zum Sinnbild des Frühlings gemacht. Hildegard von Bingen war sich mit dem Pflanzengeist einig: „Das Veilchen ist zwischen warm und kalt…“ „Und wenn jemand durch Melancholie und Verdruss im Sinn beschwert wird und so die Lunge schädigt, der koche Veilchen in reinen Wein.“ Hildegard verwendete das Veilchen haupsächlich bei Leiden der Lunge, überanstrengten Augen, bei Verbrennungen und zur Narbenbehandlung. Tatsächlich hilft ein Veilchensirup in den Zeiten, in denen sich die Sonne mit den Mächten der Finsternis noch nicht ganz einig ist, besonders gut. Mal ist es kalt, dann wieder warm und schon beginnt der Husten. Auch Trübsinn und Kummer sind im Frühjahr in den vereisten Herzen der Menschen gehäuft zu finden.
    Die „Märzblume“ liebt die Geselligkeit und sichert sich diese durch emsige Fortpflanzung. Samen und Ameisen helfen ihr bei der Vermehrung, und auch oberirdisch kriechende Ausläufer bilden in einiger Entfernung neue Wurzeln und setzen sich damit fest. Daraus bilden sich im nächsten Jahr frische Blütentriebe und Blätter, bis ein ganzer Veilchenteppisch entsteht. An einem langen Stiel hält das Veilchen seine lila Blüten den ersten Sonnenstrahlen entgegen, während zwar nur kurze, dafür aber viele verzweigte Wurzeln die zarte Pflanze am Boden halten. Die geäderten Blätter