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† Yannick » Activity »

  • Yannick veröffentlichte einen Beitrag in der Gruppe “"Vom mittellosen Lebenskünstler zum Chef eines Familienunternehmens"4. August 2015 19:49

    Grelle Blitze zucken durch die Wolken, tauchen die tiefschwarze Nacht in ein
    gleißendes Licht, lassen Bäume und Sträucher wie alte, knorrige Gestalten aus
    einer anderen Welt wirken, deren Anblick jedem einen kalten Schauer über den
    Rücken jagt. Der darauf folgende Donner hört sich nach großen, leeren
    Bierfässern an, die über ein grobes Kopfsteinpflaster gerollt werden. Ein Bierfaß
    scheint an einer Hauswand mit voller Wucht zerschellt zu sein, denn es folgt ein
    ohrenbetäubender Knall. Die anfängliche leichte Brise hat sich mittlerweile zu
    einem gewaltigen Unwetter entwickelt. Ich sitze am Fenster meines Häuschens und schaue mir das Schauspiel mit Interesse an. Der starke Wind rast mit aller Gewalt durch die Bäume und neigt die Kronen der Nordmann-Tannen gefährlich zur Seite; es sieht tatsächlich so aus, als würden sie vor “Mutter Natur”, wie ein
    wohlerzogener Junge, einen Diener machen, um ihr Respekt und Ehrerbietung zu erweisen Der Sturm peitscht die Regentropfen vor sich her, die an meine
    Fensterscheibe prasseln und zerplatzen. Hin und wieder versuche ich, einen
    Regentropfen an der Scheibe zu fangen, was sich leider als vergebene
    Liebesmüh`herausstellt. Schließlich wird mir dieses ganze Spiel zu dumm.
    Ich werfe noch einen letzten Blick durchs Fenster, froh und beruhigt darüber,
    nicht als Streuner dieser Naturgewalt ausgeliefert zu sein, wie es schon einmal in
    meinem Leben der Fall war, und lege mich auf mein Kissen. Trotz der bedrohlich
    wirkenden Geräusche von außen übermannt mich die Müdigkeit, ich gähne noch
    einmal herzhaft, rolle mich zusammen mit der Gewißheit, in Sicherheit zu sein,
    schlafe schließlich entspannt und friedlich schnurrend ein.

    Plötzlich stelle ich meine Ohren auf, meine Barthaare und Pfoten fangen aufgeregt an zu zucken; ich wälze mich auf meinem Nachtlager unruhig hin und her, mein ganzer Körper wird steif, ich ramme meine ausgefahrenen Krallen in das mit Kunstleder bezogene Kissen, will aufspringen, aber bin starr vor Entsetzen.Ich höre dieses Geräusch, das sich mir nähert, sehe die Killermaschine auf mich zurollen. Vor Angst und Panik schnürt sich mir meine Kehle zu, raubt mir die Luft zum Atmen; ich sehe direkt vor mir die großen Reifen, die unaufhaltsam auf mich zukommen. Starr vor Schreck bin ich unfähig, wegzulaufen, liege nur da, strample verzweifelt mit meinen Beinen und sehe den auf mich zukommenden Reifen größer und größer werden. Da, plötzlich spüre ich wieder diesen grausamen,durch meinen ganzen Körper schießenden Schmerz, verspüre urplötzlich einen Harndrang, den ich vor Panik nicht aufhalten kann…………da wird die Tür meines Häuschens geöffnet,
    die Sonne lacht mir entgegen, von dem nächtlichen Unwetter ist nichts mehr zu
    spüren. Ich setze mich, von dem Traum noch völlig aufgewühlt und schwer atmend auf und schaue Peter und Marianna an, die mich, wie jeden Morgen freundlich begrüßen und streicheln. Beschämt blicke ich auf mein Nachtlager…… nein, leider war es kein Albtraum, der mich seit geraumer Zeit häufig verfolgt sondern grausame Realität! Auf meinem Kunstlederkissen befindet sich eine völlig durchnäßte Krankenunterlage, die an beiden Seiten mit zwei Hosenträgern zum besseren Halt mit dem innenliegenden Handtuch oder Bettlaken fixiert ist.
    Schuldbewußt schaue ich zu den Beiden hoch, die mich freundlich anlächeln und
    beginnen, meine Futternäpfe zu säubern. “Ach, Yannick, das Malheur ist doch nicht schlimm. Du brauchst wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben, süßer Kerl. Wir wissen doch, dass Du Zeit Deines Lebens mit diesem Handicap leben mußt.” Sie streicheln mich liebevoll, um mich zu beruhigen, denn sie bemerken meine immer noch anhaltende Unruhe. Demonstrativ bleibe ich heute auf meinem nassen Kissen sitzen, gehe nicht sofort nach draußen. Bisher hatte ich es immer vermieden,von meinem Schicksal zu erzählen, aber heute habe ich mir ein Herz gefaßt und will mir dieses schreckliche Erlebnis, das mich bis in meine Träume verfolgt, endlich einmal von der Seele reden. Stockend beginne zu erzählen und sowohl Peter als auch Marianna halten in ihrer Arbeit inne, setzen sich auf die kleine Veranda seines Häuschens und hören mir gebannt zu.