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† Yannick » Activity »

  • Yannick veröffentlichte einen Beitrag in der Gruppe “"Vom mittellosen Lebenskünstler zum Chef eines Familienunternehmens"4. August 2015 19:47

    Einmal hatte ich dort ein sehr gut erhaltenes und
    funktionstüchtiges Tonbandgerät entdeckt, das wohl nicht ganz günstig in der
    Anschaffung war. Ich näherte mich diesem Gerät, denn ein wunderbarer Duft einer Katzendame zog mich an. Interessiert und von dem Aroma leicht benebelt,
    beschnüffelte ich das Tonbandgerät, befand es für gut, drehte mich um, hob meinen Schwanz, bockte mich mit meinem Hinterteil hoch indem ich mich auf die
    Zehenspitzen meiner Hinterpfoten stellte und rief gedanklich “Wasser Marsch”!
    Ich wackelte mit meinem Schwanz ganz schnell hin und her, um auch jede Stelle
    mit meinem markanten Duft zu erreichen. Nach beendeten, zufriedenstellenden
    “Markierungsarbeiten” verließ ich schnell den Ort des Geschehens. In meiner
    Familie verlebte ich vier schöne Jahre, und fragte mich allmählich, was der
    damalige, mir im Traum erschienene Maine Coon Kater Leon mit seiner düsteren
    Prognose über Schmerz und Leiden wohl gemeint haben könne. Mir ging es doch hervorragend, es fehlte mir doch an nichts! “Träume sind Schäume,” sagte ich mir und wischte diese dunklen Gedanken mit der Pfote einfach beiseite.

    Es war ein sehr, sehr heißer 6. August 2014. Nachdem ich ausgiebig gefrühstückt hatte, machte ich meinen alltäglichen Rundgang durchs Revier, schaute bei dem ein oder anderen Nachbarn vorbei, bekam auch hier und da ein Leckerli, das ich dankend annahm. Von der Hitze ziemlich geschafft, suchte ich mir ein schattiges Plätzchen, um meinen wohlverdienten Mittagsschlaf zu halten. Oh, welch ein glücklicher Zufall! Meine Besitzerin hatte ihr Blechmonster vor der Garage stehen lassen, weil sie wohl noch mal weg wollte. Ohne weitere Überlegung legte ich mich in den Schatten dieser Killermaschine. Der warme Asphalt unter mir und die wohltuende Kühle des Schattens ließen mich sofort einschlafen. Ich versank in das Tal der Träume, hörte nur aus weiter Ferne Stimmen, die näher zu kommen schienen. Zu faul den Kopf zu heben und die Augen zu öffnen, döste ich weiter und war ärgerlich aus meinen Träumen gerissen worden zu sein. Ich hörte das Getrappel von Schuhen, eine Stimme, die da rief:” Ja doch, ich beeil mich ja schon!” Ein Schlüssel fiel auf den Asphalt und die Stimme sagte ärgerlich:” Verdammt noch mal, immer, wenn man`s eilig hat.” Dann hörte ich das Zuschlagen einer Autotür und kurze Zeit später das Brummen des Motors. Das alles inetressierte mich aber nicht im Geringsten; ich lag, wo ich lag und genoß meine Siesta. Da – ganz plötzlich verspürte ich einen grauenhaften Schmerz, hatte das Gefühl, in zwei Teile gerissen zu werden. Ich sprang auf, wollte nach vorne laufen, merkte aber schnell, dass ich
    nicht weg kam, weil ein Autoreifen auf meinem Schwanz stand, der während meiner Mittagsruhe unter dem Auto lag. Ich schrie wie am Spieß…..warum hörte mich denn niemand? Das Motorengeräusch war einfach zu laut. Ich riß und riß, wollte so schnell wie möglich nach vorne weg…..der Schmerz wurde unerträglich. Fast einer Bewußtlosigkeit nahe, riß ich noch einmal, egal, ob mein Schwanz dabei auf der Strecke blieb; ich wollte nur weg, weg von diesem unerträglichen Schmerz! Meine Besitzerin muss mein qualvolles Schreien wohl doch gehört haben, denn sie fuhr dieses Monster wieder ein Stückchen vorwärts und befreite mich dadurch. Wie von Sinnen, voller Schmerz, Panik und wie von Teufeln gehetzt, rannte ich so schnell wie möglich auf ein Nachbargrundstück, wo die Tür einer Blockhütte offen stand und versteckte mich dort hinter gelagertem Holz. Ich zitterte am ganzen Körper, konnte gar nicht recht verstehen, was da gerade passiert war, als ich die Stimme meiner Besitzerin hörte:” Knuddi, wo bist du denn? Komm her, wir müssen dich zum Tierarzt bringen. Es tut mir so leid, du weißt ja, sonst schaue ich immer einmal unters Auto bevor ich los fahre, aber heute hatte ich es eben sehr eilig, und habe nicht dran gedacht. Warum mußt du auch immer unmittelbar neben dem Auto liegen?” Ich hob den Kopf, kam allerdings nicht aus meinem Versteck….der Schmerz und die Angst vor dieser Frau, die mir diese grauenhafte Qual mit ihrem Blechmonster zugefügt hatte, war einfach zu groß. Zwei Tage lang war ich unauffindbar. Am 8. August 2014 wurde ich von dem Nachbarn, dessen Tonbandgerät ich durch meine “Markierungsarbeiten” geschrottet hatte, gefunden, wurde anschließend von meiner Besitzerin, vor der ich immer noch panische Angst hatte, zum Tierarzt gebracht, wo ein Röntgenbild erstellt wurde. Die Diagnose war niederschmetternd…..das Röntgenbild zeigte, dass sämtliche Nervenstränge,
    Muskeln und Sehnen am Schwanzansatz zerrissen und noch zwei Wirbel der
    Wirbelsäule auseinander gezogen waren. Diese Diagnose bedeutet für mich,
    dass ich durch diesen Unfall bis an mein Lebensende inkontinent sein würde,
    was meinen Urin und Kot angeht.