Teil 1: Nachtflug in den Norden
Oli, seines Zeichens Kirchenkater, sitzt auf der Fensterbank und sieht traurig das Bild von seiner Malika an. Vor ihm liegt die letzte Krabbe auf einem kleinen Teller. Er seufzt tief und lässt den Kopf hängen. Ambrosius, seines Zeichens Schutzengel, kommt in die Küche und sieht seinen traurigen Freund auf der Fensterbank sitzen. „Oli, mein Lieber, was hast du denn?“ Der Engel sieht den Kirchenkater besorgt an. Dieser seufzt nochmals und steckt sich die letzte Krabbe in die Schnute. „Ach Ambrosius“, murmelt er traurig, „ ich vermisse meine liebe Malika so sehr. Und meine süße Soraya mit ihren Bernsteinaugen. Es ist schon soooo lange her, dass ich sie gesehen habe. Wie gerne würde ich sie sehen, ihre Stimmen hören und ihnen einen Almkäse persönlich überreichen! Den lieben sie doch so sehr.“ Ambrosius schwebt zu Oli auf die Fensterbank und legt seinem Freund sanft die Hand auf die Schulter. „Oli, sei nicht mehr traurig, ich habe da eine großartige Idee. Erinnerst du dich noch an unseren Ausflug zum Spital, als unsere liebe Cathy dort lag? Warum sollen wir nicht auch einen Nachtflug zu Malika und Soraya machen?“, zwinkert Ambrosius Oli zu. Dieser sieht seinen himmlischen Freund an. „Das würdest du für mich tun, Ambrosius?“ Der Engel lächelt. „Für dich immer, Oli. Du bist mein Freund und ich kann nicht mit ansehen, wenn du traurig bist. Ich bin doch dein Schutzengel und für dein Glück zuständig. Also, heute Abend, wenn es dunkel geworden ist, fliegen wir los. Packe dir eine dicke Decke und etwas zum Essen ein. Nachts ist es sehr kalt und wir werden etliche Stunden unterwegs sein.“ Oli springt freudig von der Fensterbank und läuft eilig aus der Küche. Im Flur stoppt er und kehrt noch einmal um und umarmt den Schutzengel. Ja, ich weiß, einen Engel darf man eigentlich nicht berühren. Aber, denkt sich Oli, das hier ist eine ganz besondere Ausnahme. „Du bist der beste Freund, den ein Kater nur haben kann, Ambrosius. Aber, sag mal, kennst du denn den Weg zu meinen Mädels? Du warst ja noch nie dort?“ Ambrosius freut sich sichtlich über die Umarmung und kichert: „Oli, ich bin ein Engel. Ich weiß, wo Malika und Soraya wohnen und kenne den Weg!“ Oli ist außer sich vor Freude und rennt durch den Flur. Die dicke Decke ist schnell gefunden. Dann in die Speis. Den großen Almkäse und die Käserollis eingepackt. Und eine Schale für Krabben, (bestimmt hat Malika welche besorgt und braucht die dann nicht zu schicken. Wir kennen ja die Post…) in der der Almkäse die Reise unbeschadet überstehen kann. Vielleicht eine kleine Schale mit Streu als Reiseklo? Ach was… Unnützer Ballast, findet der Kirchenkater. Wenn es pressiert, dann kann Ambrosius bestimmt eine kleine Pause machen. Oder ich hebe einfach das Heck über den Korbrand, denkt sich Oli und kichert bei der Vorstellung. Alles Gute kommt von oben… Während dessen schwebt Ambrosius in die Kirche, um vor dem Tabernakel für ein gutes Gelingen der Reise zu beten. Er hört Oli bis hier poltern und laufen und lächelt. Im stillen Gebet bittet er den seinen Freund Jesus um Beistand und eine glückliche Reise.
Unter dessen schleift Oli den Reisekorb in die Kuchl. Zu unters ein paar Lagen Zeitung hinein gelegt, die hebt die Wärme. Dann kommt die dicke Decke und ganz vorsichtig die Dose mit dem Almkäse daneben. Seine Käserollis und eine Flasche Wasser an die Seite gestopft und der Reisekorb ist fertig. Er kann sich Malika’s und Soraya’s Gesichter richtig vorstellen, wie erfreut sie sein werden, wenn Oli und Ambrosius bei ihnen ankommen und den Käse überreichen! Und seine kleine Soraya wird er nach so langer Zeit auch endlich wiedersehen. Gemeinsam können sie dann über ihren geliebten und unvergessenen Daddy Bobby reden. Denn Soraya hat ihn ja auch gekannt. Ganz aufgeregt ist Oli bei dem Gedanken. Oh, wenn es doch schon dunkel wäre. Die Zeit will und will nicht vergehen. „Katz nochmal, das hätte ich ja fast vergessen! Wir müssen ja eine Nachricht hinterlassen, das wir in den Norden reisen.“ Oli huscht die Treppe hinunter, durch den Flur, durch die Sakristei in die Kirche. Eine Pfotenbeuge vor dem Altar und dann flüstert er Ambrosius zu. „Ambrosius, könntest du bitte noch eine Nachricht auf Cathys Handy sprechen, das wir in den Norden reisen? Sonst macht sie sich Sorgen!“ Der Schutzengel lächelt dem Kirchenkater zu. „Klar, das machen wir sofort, Oli! Ich beende nur noch ein Gebet“. Oli