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Staranwältinjeannyübernimmtihrenfall » Activity »

  • Staranwältinjeannyübernimmtihrenfall veröffentlichte einen Beitrag in der Gruppe “Vorlesekatz und Zuhörkatz13. December 2020 21:40

    *michinmeinemsesselzurechtrüttelrummilchhinstell* *räusper* :mitleiserstimmevorlese*

    Die Weihnachtsgans Auguste
    Verfasst von Friedrich Wolf (1946)
    Der Opernsänger Luitpold Löwenhaupt hatte bereits im November vorsorglich eine fünf Kilo schwere Gans gekauft – eine Weihnachtsgans. Dieser respektable Vogel sollte den Festtisch verschönern. Gewiss, es waren schwere Zeiten. „Aber etwas muss man doch fürs Herze tun!“
    Bei diesem Satz, den Löwenhaupt mit seiner tiefen Bassstimme mehrmals vor sich hin sprach, so dass es wie ein Donnergrollen sich anhörte, mit diesem Satz meinte der Sänger im Grunde etwas anderes. Während er mit seinen kräftigen Händen die Gans an sich drückte, verspürte er sogleich den Geruch von Rotkraut und Äpfeln in der Nase. Und immer wieder murmelte sein schwerer Bass durch den nebligen Novembertag: „Aber
    etwas muss man doch fürs Herze tun.“
    Ein Hausvater, der eigenmächtig etwas für den Haushalt eingekauft hat, verliert, sobald er seine Wohnung sich nähert, mehr und mehr den Mut. Er ist zu Hause schutzlos den Vorwürfen und den Hohn seiner Hausgenossen preisgegeben, da er bestimmt unrichtig und zu teuer eingekauft hat. Doch in diesem falle erntete Vater Löwenhaupt überraschend hohes Lob. Mutter Löwenhaupt fand die Gans fett, gewichtig und preiswert. Das Hausmädchen Theres lobte das schöne weiße Gefieder; sie stellte jedoch in Frage, wo das Tier bis Weihnachten sich aufhalten solle?
    Die zwölfjährige Elli, die zehn jährige Gerda und das kleine Peterle – Löwenhaupts Kinder – sahen aber hier überhaupt kein Problem, da es ja noch das Bad und das Kinderzimmer gäbe und das Gänschen unbedingt Wasser brauche, sich zu reinigen. Die Eltern entschieden jedoch, dass die neue Hausgenossin im allgemeinen in einer Kiste in dem kleinen warmen Kartoffelkeller ihr Quartier beziehen solle und dass die Kinder sie bei Tag
    eine Stunde lang draußen im Garten hüten dürften.
    So war das Glück allgemein. Anfangs befolgten die Kinder genau diese Anordnung der Eltern. Eines Abends aber begannen das siebenjährige Peterle in seinem Betttchen zu klagen, dass „Gustje“ – man hatte die Gans aus einem nicht erfindbaren Grunde Auguste genannt – bestimmt unten im
    Keller friere. Seine Schwester Elli, der man im Schlafzimmer die Aufsicht übertragen hatte, suchte das Brüderchen zu beruhigen, dass Auguste ja ein dickes Daunengefieder habe, das sie aufplustern könne wie eine Decke.
    „Warum plustert sie es auf?“ fragte Peterle.
    „Ich sagte doch, dass es dann wie eine Decke ist.“
    „Warum braucht Gustje denn eine Decke?“
    „Mein Gott, weil sie dann nicht friert, du Dummerjan!“
    „Also ist es doch kalt im Keller!“ sagte jetzt Gerda.
    „Es ist kalt im Keller!“ echote Peterle und begann gleich zu heulen. „Gustje friert! Ich will nicht, dass Gustje friert. Ich hole Gustje herauf zu mir!“
    Damit war er schon aus dem Bett und tapste zur Tür. Die große Schwester Elli fing ihn ab und suchte ihn wieder ins Bett zu tragen. Aber die jüngere Gerda kam Peterle zu Hilfe.
    Peterle heulte: „Ich will zu Gustje!“ Elli schimpfte. Gerda entriss ihr den kleinen Bruder.
    Mitten in dem Tumult erschien die Mutter. Peterle wurde im Elternzimmer in das Bett der Mutter gelegt und den Schwestern sofortige Ruhe anbefohlen.
    Diese Nacht ging ohne weiteren Zwischenfall vorüber.
    Doch am übernächsten Tage hatten sich Gerda und Peter, der wieder im Kinderzimmer schlief, verständigt. Abwechselnd blieb immer einer der beiden wach und weckte den anderen. Als nun die ältere Schwester Elli schlief und im Haus alles stille schien, schlichen die zwei auf den nackten Zehenspitzen in den Keller, holten die Gans Auguste aus ihrer Kiste, in der sie auf Lappen und Sägespänen lag, und trugen sie leise hinauf in ihr
    Zimmer. Bisher war Auguste recht verschlafen gewesen und hatte bloß etwas geschnattert
    wie: „Lat mi in Ruh, lat mi in Ruh!“
    Aber plötzlich fing sie laut an zu schreien: „Ick will in min Truh, ick will in min Truh!“
    Der zweite Teil folgt Morgen