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Clyde der kleine Kirchenkater in gedenken an Oliver » Activity »

  • Kirchenkater Oliver veröffentlichte einen Beitrag in der Gruppe “Kräuterhexenküche16. March 2023 14:09

    Teil 1: Die Königin der Heilkräuter

    Die Brennnessel gehört für viele zu den – zu Unrecht – eher ungeliebten „Unkräutern“. Doch wer sich die Mühe macht . Näher hinzusehen, der erkennt die wahre Größe dieser Pflanze. Die Brennnessel zählt zu den großen Geschenken unter den Kräutern. Sie ist Heilmittel, Nahrungsmittel und Faserlieferant zugleich.

    Als vor zwei Jahren fast mein kompletter Garten im Zuge von Umbaumaßnahmen dem Bagger zum Opfer fiel, grub ich jedes Pflänzlein aus und setzte es für die Dauer der Grabungsarbeiten in Töpfe. Nach einigem Zögern auch die einzige Brennnessel. Damals war mir die ganze Bandbreite ihrer Einsetzbarkeit noch nicht bewusst. Ich fand das Pflänzlein einfach hübsch.
    Die Brennnessel gehört zur Familie der Urticaceae – der Brennnesselgewächse. In unseren Breiten sind zwei Arten heimisch: Urtica dioica, die Große Brennnessel und Urtica urens, die Kleine Brennnessel. „Urtica“ kommt vom lateinischen urere (brennen) und „dioica“ bedeutet zweihäusig, Volksnamen wie Haarnessel, Saunessel, Hanfnessel, Donnernessel, Große Nessel und Scharfnessel verweisen auf Aussehen und Wirkung der Pflanze. Die Brennnessel gilt als Kulturfolger, sie fühlt sich in der Nähe der Menschen wohl und ist dementsprechend auf gut gedüngten, stickstoffreichen Plätzen, Misthaufen, in Ställen und auf Schuttplätzen zu finden. In der Natur wächst sie im Wald, entlang der Ufer und in den Auen, da sie feuchte Böden liebt. Dort, wo es der Brennnessel gefällt, vermehrt sie sich über Ausläufer und wächst zu regelrechten Feldern, sogenannten Horsten, heran.

    Große und Kleine Brennnessel werden nahezu gleich verwendet, jedoch ist durch die zunehmende Bodenverdichtung die Kleine Brennnessel als einjährige, eher zierliche Pflanze wesentlich seltener anzutreffen. Die Große Brennnessel ist eine mehrjährige, krautige, bis zu 1,5 Meter hohe Pflanze. Aus einem verzweigten, kriechend wachsenden Rhizom treiben aufrechte kantige Stängel. Sowohl der Stängel als auch die gezähnten Blätter mit ihrem herzförmigen zugespitzten Spreiten sind mit Brennhaaren versehen, als Schutz vor Fraßfeinden. Die Brennnessel ist zweihäusig, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die männliche Blütenrispen stehen beinahe aufrecht, während die weiblichen bogig hängend sind. Die Blüten selbst sind klein und unscheinbar, cremig weiß bis grünlich. Blütezeit ist von Juli bis September. Zur Zeit der Blütenreife zerplatzen die männlichen Blüten regelrecht und mithilfe des Windes wandern die Pollen zu den weiblichen Pflanzen. Während der Fruchtreife bilden sich die kleinen, einsamigen Nussfrüchte – wahre Kraftpakete.

    Brennnesseln sind auch ohne Licht und ohne Sicht leicht erkennbar respektive spürbar. Die Brennhaare sind außen durch Kieselsäure verstärkt und im Inneren wie Injektionsnadeln aufgebaut. Durch Berührung bricht das auf der Spitze des Brennhaares sitzende Köpfchen ab, die Nadel bohrt sich in die Haut und gibt ein Stoffgemisch aus Histamin, Serotonin, Natriumforiat und Acetylcholin frei. Was folgt, ist jedem wohl hinlänglich bekannt. Es kommt zu Quaddelbildung. Die Haut ist gerötet und voll mit brennenden, schmerzhaften und juckenden Bläschen. Das Wunderbare an der Pflanze ist, dass sie das Heilmittel selbst in sich trägt.

    Plinius empfahl bereits im ersten Jhd. n. Chr. Den Saft bei Verbrennungen durch das Kraut selbst – eine Anwendungsart, die es heute noch gint und die dem homöopathischen Prinzip „Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen“ entspricht. Es gibt Gele, die unter anderem Urtica-dioica- Urtinktur enthalten und sich als sehr effektiv bei Insektenstichen sowie juckenden Ausschlägen und leichte Verbrennungen erweisen.

    Die keltischen Druiden verwendeten die Brennnessel als „Anzeiger“, indem sie das Kraut über Nacht in den Harn des Kranken legten. War es am nächsten Morgen verwelkt und verschrumpelt,
    so war der Fall hoffnungslos. Um festzustellen, ob ein Mädchen noch Jungfrau war, ließ man es im Mittelalter über eine Brennnessel urinieren – verdorrte die Pflanze, so war es vorbei mit der Jungfräulichkeit. Die Brennnessel galt als Mittel gegen Dämonen, Schadenszauber, Donner und